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DPRG-Wissenschaftspreis 2022: Interview mit Bachelor-Preisträger Fabian Hübenthal

„Die Pandemie wird gehen, doch die Infodemie wird bleiben.“ – So lautet das Schlusswort der Bachelorarbeit von Fabian Hübenthal. Hier beschäftigte er sich mit dem Thema des strategischen Framing als Mobilisierungsfaktor und erläuterte dies beispielhaft an der Initiative Querdenken 711. Am 5. Mai 2022 durfte er dafür den DPRG Wissenschaftspreis mit nach Hause nehmen.

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Klenk & Hoursch ist Partner des DPRG Wissenschaftspreises, der alle zwei Jahre Abschlussarbeiten im Themenfeld Kommunikation und PR auszeichnet. Die diesjährigen Preise in den Kategorien „Bachelor“, „Master“ und „Dissertation“ wurden den Gewinner:innen im Rahmen der Verleihung des Internationalen Deutschen PR-Preises am 5. Mai in Hannover übergeben. Wir haben mit den Preisträger:innen gesprochen, um weitere Einblicke in ihre Arbeiten zu erhalten. Fabian Hübenthal, Gewinner in der Kategorie „Bachelor“, berichtet über seine Arbeit „Friede, Freiheit, Demokratie? Strategisches Framing als Mobilisierungsfaktor am Beispiel der Initiative Querdenken 711“.

Fabian, erst einmal „Herzlichen Glückwunsch“, wir gratulieren zum Bachelor-Abschluss – und natürlich zum Wissenschaftspreis! Wie erging es dir in der letzten Zeit während des Schreibens der Arbeit?

Herzlichen Dank, ich freue mich sehr über die Auszeichnung! Auch wenn die Arbeit jetzt schon fast ein Jahr zurückliegt, kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern. Ich hatte das Glück, eine großartige Betreuerin an meiner Seite zu haben. Sie hat viel Wert darauf gelegt, dass ich die vielen Gedanken in meinem Kopf nicht erst während des Schreibens ordne, sondern schon vorher. Das heißt, ich habe zu Beginn etwas mehr Zeit in das Forschungskonzept investiert und hatte dadurch im Schreibprozess immer eine klare Vorstellung davon, wie die Arbeit am Ende aussehen soll.

Mit dem Wissenschaftspreis der Deutschen Public Relations Gesellschaft werden jährlich herausragende Arbeiten und deren Autor:innen geehrt. Wie fühlt es sich an, gewonnen zu haben?

Es ist immer ein tolles Gefühl, für eine Leistung Anerkennung zu bekommen, die eigentlich im Verborgenen liegt. So eine Bachelorarbeit entsteht meist im stillen Kämmerlein und erfüllt nüchtern betrachtet nicht mehr als den Zweck zu beweisen, dass man wissenschaftlich sauber arbeiten kann. Wenn man sich dazu entscheidet, über diese Anforderung hinaus Zeit und Mühe zu investieren, dann schlägt sich das zwar in der Note nieder, aber auch die ist am Ende nur eine von vielen auf dem Zeugnis. Und das ist schade, denn der Kommunikationsnachwuchs hat richtig was drauf.

DPRG Wissenschaftspreis 2022 / Fabian Hübenthal / Klenk & Hoursch AG (Bild: Stageview/Pedro Becerra)

Kannst du uns das Thema der Arbeit sowie die essenziellen Erkenntnisse kurz vorstellen?

In meiner Arbeit geht es um die Frage, ob die öffentliche Kommunikation strategischer Frames gerade in Zeiten der Unsicherheit ein bedeutsamer Mobilisierungsfaktor für Protest ist. Das habe ich am Beispiel der Initiative Querdenken 711 untersucht, die bis heute bundesweit eine führende Rolle als Träger und Sprachrohr der sogenannten Corona-Demos einnimmt. Eine Inhaltsanalyse hat ergeben, dass das strategische Framing der Initiative insoweit zur Entfaltung eines Mobilisierungspotenzials beiträgt, als es durch seine Vielschichtigkeit, leichte Zugänglichkeit und die Verknüpfung von rationalen mit emotionalen Argumenten einen kollektiven Deutungsrahmen, also ein großes kommunikatives Dach bildet. Unter diesem Dach werden Identifikationsangebote in Form von geteilten Problemen, Zielen und Motiven bereitgestellt, die es potenziellen Anhängern erleichtern, ihresgleichen zu erkennen und sich der sozialen Bewegung anzuschließen. Auf diese Weise können intern wie extern unterschiedliche soziale und politische Zielgruppen bedient werden.

Das Thema ist ja recht spezifisch. Warum hast du dich gerade dafür entschieden?

Während der Pandemie haben wir alle zu spüren bekommen, wie schwer es eigentlich sein kann, Fakten von Falschinformationen zu unterscheiden. Es gab stündlich neue, meist negative und manchmal auch widersprüchliche Nachrichten. Das kann ein Gefühl von Kontrollverlust auslösen und hat zur Folge, dass sich selbst vollkommen rational handelnde Menschen von Emotionen oder persönlichen Enttäuschungen leiten lassen. Sie verlieren das Vertrauen in die demokratische Medienöffentlichkeit und es entsteht ein Klima, das Verschwörungsglauben befeuert. Eine Gruppe unsicherer Menschen aber tatsächlich in solch einer großen Zahl immer wieder auf die Straße zu bekommen, erfordert unter anderem eine enorme Kommunikationsleistung. Und diese Leistung wurde im Fall von Querdenken 711 bis zum Zeitpunkt meiner Arbeit noch nicht untersucht.

Welchen Mehrwert siehst du in deiner Arbeit und dem Thema sowohl für die Kommunikation als auch die Gesellschaft, dem Sie so vielleicht Reichweite geben möchten?

Meine Arbeit schließt mit der These: „Die Pandemie wird gehen, doch die Infodemie wird bleiben.“ Ein Teil von mir hatte gehofft, dass ich eines Besseren belehrt werden würde. Leider lässt es sich aber längst nicht mehr leugnen, dass die Agenda der Initiative über die reine Protestmobilisierung hinausgeht. Vielmehr wird darauf abgezielt, das Vertrauen in die Demokratie, in staatliche Institutionen und in ihre Repräsentant:innen nachhaltig zu schädigen. Es wird offen über Gewalt diskutiert und die immer radikaleren Ideen der Meinungsführer:innen bleiben unter den Anhänger:innen ohne Widerspruch. Wenn ich also einem Thema Reichweite geben darf, dann dass die Ergebnisse der Arbeit nicht nur im Kontext der Pandemie betrachtet werden sollten, sondern in ein größeres Verhältnis gesetzt werden müssen: Es geht um den Umgang mit Wahrheit, Fakten und Aufklärung. Es geht um öffentliche Kommunikation, die die unterschwellige Beeinflussung verunsicherter Bürger:innen erwirken will. Es geht um die Legitimation demokratiefeindlichen Handelns durch sachlich-kritisch geführte gesellschaftliche Diskurse.

Du hast nun den Bachelor-Abschluss in der Tasche. Dürfen wir Fragen, wie es weitergeht? Hast du schon konkrete Pläne für deine Zukunft?

Noch vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, dass auf den Bachelor ein Master folgen sollte. Mittlerweile bin ich ein Freund davon, einfach zu tun, was sich für mich richtig anfühlt. Deshalb habe ich mich nach meinem Abschluss im letzten Sommer dazu entschieden, direkt ins Berufsleben zu starten und „on the job“ zu lernen. Der strategischen Kommunikation bin ich dabei treu geblieben. Allerdings habe ich die Disziplin gewechselt – von der PR in die Werbung.

DPRG Wissenschaftspreis 2022 / Klenk & Hoursch AG (Bild: Stageview/Pedro Becerra)

Hier geht es zu den Interviews mit den Gewinnerinnen in den Kategorien Master und Dissertation.

TEAM_Sebastian Riedel_Klenk & Hoursch AG

Sebastian Riedel

Director

Sebastian Riedel ist Kommunikationsberater mit dem Blick für alle Stakeholder. Er berät Unternehmen und Organisationen beim Aufbau und der Umsetzung von Content Strategien sowie bei der Krisenprävention und beim Krisenmanagement – online und offline, kanal- und plattformübergreifend. Er ist Krisen- und Medientrainer und hält regelmäßig Vorträge zu Content Strategien und…
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